Wandervogel

Kunst und Architektur

Karl Friedrich Schinkel

Farben der DHG Westmark


Lebenslauf und Wesen
 

13.03.1781: Geburt Karl Friedrichs als Sohn von Johann Cuno Christoph und Dorothea Schinkel (geb. Rose) in Neuruppin (50 km nordwestlich von Berlin)

Bei einem schweren Brand in Neuruppin 1787 holt sich der Vater Schinkels eine Lungenentzündung und stirbt. Die Knabenzeit Schinkels ist bewegt durch den Wiederaufbau Neuruppins. Besuch des Neuruppiner Gymnasiums.

1794 erfolgt  der Umzug nach Berlin, wo Schinkel das altberühmte Gymnasium zum Grauen Kloster besucht. Seine Klassenleistungen lassen zu wünschen übrig. Aber Schinkel ist musikalisch und im Zeichnen begabt.

Der Entwurf des Architekten Friedrich Gilly  zu einem Denkmal Friedrich des Großen  begeistert Schinkel. Er will Baumeister werden (1797). 1798 wird Schinkel Bauschüler bei Friedrich und dessen Vater David Gilly.

Freundschaftliche Verbindung mit Gilly.

1800 sterben Friedrich Gilly und Schinkels Mutter.

1803-05: Reise nach Italien und Frankreich (Paris)

Die Reise ist eine schulmäßige Belehrungsreise des Baumeisters und Malers, der zum ersten Mal die große Baukunst selbst sieht und zeichnet, die er bisher nur aus Kupferstichen gekannt hat.

Über Venedig  - Padua  - Ferrera  - Bologna - Florenz -Sienna gelangt Schinkel nach Rom (Oktober 1803). Davor gab es wochenlange Aufenthalte in Dresden, Prag, Wien, Triest und in weiteren alten Adriastädten. In Rom nimmt er freundschaftliche Beziehungen mit Wilhelm Humboldt auf, der 1801-08 preußischer Ministerresident in Rom ist. Im April 1804 reist Schinkel nach Neapel und besteigt den Vesuv. Von Mai bis Juli besucht er Sizilien ("Krönung" seiner Reise). über Rom - Florenz -Pisa -  Livorno -  Genua -  Mailand -  Turin  und  Lyon erreicht Schinkel Paris (Dezember  1804), wo er das Musee Napoleon ("öffentliche Ausstellung der Beute napoleonischer  Feldzüge und des alten Besitzes Frankreichs) besucht. Rückreise über Straßburg -Frankfurt - Weimar nach Berlin (bis März 1805).

Auf der  Reise  (und  auf  späteren"  Reisen)  entstehen unzählige" Handzeichnungen/Skizzen.  Der  Gesamteindruck der  Landschaften,   die  Schinkel  zeichnet,  ist  ihm wichtiger  als  die  Einzelheiten.  Schinkel  hat  eine Vorliebe für  unendliche  Panoramen  (Neuerfindung  der Romantik).  In   den  Skizzen   steht  die   Natur   im Gleichgewicht  mit  dem  Menschenwerk.  Bildthema  sind Gebäude, Städte", Statuen in der Landschaft.

Im Zeitraum  1805 bis  1810 gibt  es wenig Aufträge für das  Bauwesen.  Durch  die  napoleonischen  Kriege  ist Preußen verarmt.  Im Jahre  1806 wird  die Existenz des Heiligen Römischen  Reiches Deutscher  Nation  beendet.
Schinkel  verdient   sein   Brot   auf   künstlerischen Nebenwegen. Er schafft großflächige" Dioramen (plastisch wirkende  Schaubilder),   Panoramen  und  Bühnenbilder.
Themen sind  der Brand von Moskau (1812) und die Sieben Weltwunder (  1. das  Mausoleum in  Halikarnas, 2.  Das Kretische  Labyrinth,  3.  die  ägyptischen  Pyramiden, 4. der  Tempel der  Diana zu  Ephesos, 5. der Koloß von Rhodos, 6.  die Hängenden  Gärten der Semiramis und  7. der Zeus des Phidias in Olympia).

Am   17.08.1809   heiratet   Schinkel   die   Stettiner Kaufmannstochter Susanne  Berger. Sie  haben  gemeinsam vier Kinder,  die zum  Teil  auf  Romantikerzeichnungen abgebildet sind.

Aufgrund eines Kabinettsordres des Königs am 30.04.1810 wird   Schinkel   in   den   preußischen   Staatsdienst aufgenommen. (Einfluß Wilhelm Humboldts.) Ernennung zum "Dezernenten für die künstlerischen Fragen in der Ober- Bau-Deputation".

Schinkels Laufbahn als preußischer Beamter:
1810: Geheimer Ober-Bau-Assessor
1815: Geheimer Ober-Bau-Rat
1830: Ober-Bau-Direktor
1838: Ober-Landes-Bau-Direktor

Der  im   Zuge  der   napoleonischen  Kriege   verarmte preußische Staat  schickt  sich  an,  gleichsam  streng sparsam zu  sein  und  hohe  Ideale  zu  verwirklichen. Schinkel muß  sich oftmals  gegen den  König, gegen die Dezernenten des  Finanzministers und  gegen Intriganten durchsetzen,     um      anspruchsvolle     Bauentwürfe durchzusetzen, was diplomatisches Geschick erfordert.

Schinkel  wendet   sich  gegen  die  stets  geforderten schnellen  und   billigen   Lösungen   der   nach   den Befreiungskriegen  (1812-15)   massenhaft   anstehenden Bauaufgaben:

   "Keine   Maskerade.    Das    Nothwendige    der    Construction schön  zu gestalten  ist  Grundsatz    griechischer  Architectur   und  muß   Grundsatz bleiben für deren Fortsetzung."
 
 

Der "absoluten  Ordnung" der  Symmetrie setzt  Schinkel die asymmetrische "griechische Freiheit" entgegen.

In seinen  Jahren als  preußischer  Beamter  unternimmt Schinkel  weitere   Reisen  (auch  Dienstreisen)  durch Preußen  und   weitere  europäische  Kulturländer.  Das Zeitalter  der   Romantik  ist  die  wahre  Epoche  des Reisens.  Die   Reise  ist   zum   innerlich-seelischen Erlebnis und  zu einer  Steigerung  der  Persönlichkeit geworden.

Überblick über Schinkels Reisen:

1802:        nach Jena, Köstritz
1803-05: Jugendreise nach Italien und Frankreich
1811:   nach Böhmen  (mit Clemens von Brentano), nach Berchtesgaden, nach Tirol und ins Salzkammergut (mit Ehefrau Susanne)
1816:        Neckar- und  Rheinfahrt bis  Holland und Brabant zu den altdeutsch-niederländischen"  Bildern;   Erwerbung   der Sammlung                                        Boise ree für Berlin
1819:        nach Marienburg  (Wiederherstellung  der Marienburg), nach Danzig
1820:        nach Weimar zu Goethe
1821:        nach Stettin und Rügen
1824:        Zweite große  Italienreise über  Köln  Frankfurt - Heidelberg - Stuttgart -  Baden-Baden - Straßburg - Freiburg    Basel- Schweiz nach Rom  und Neapel; Heimkehr über Venedig - Brenner  (Einkehr     bei              Goethe)
1826:        Reise nach England und Schottland        England    ist     ein     maschinentechnisch vorwärtsstrebendes Land, das               der kontinentalen Zivilisationsstufe  um  einen  gewaltigen        Vorsprung  voraus   ist;   Schinkel   besucht Fabriken, Bergwerke, Hochöfen, Industriebauten.
1830:        nach Oberitalien (mit Familie)
1832-35: Dienstreisen durch Preußen
1832:        nach Schlesien
1833:        nach Sachsen, Westfalen, Rheinland
1834:        nach    Posen,     West-,    Ostpreußen,
Hinterpommern
1835:        nach Sachsen, Rügen, Vorpommern

Schinkel verfaßt  während seiner Reisen Tagebücher, die wohl sein  kostbarstes literarisches  Werk  darstellen.
Sachliche  Schilderung   wechselt  mit  enthusiastisch-romantischer  Sprache.   Das  Deutsch   Schinkels   ist sprachsicher und  klar, seine  Darstellungen sind knapp und präzise.

13.10.1841:   Nach Verlust  der Sehkraft  und völligem Zusammenbruch seiner geistigen Kräfte stirbt Karl Friedrich Schinkel
 
 

Die preußischen  Hauptbauwerke Karl Friedrich Schinkels in Berlin


Von 1810  bis 40  hat Schinkel weit über Preußen hinaus die Baukunst  mitbestimmt. Schinkels Vorbild und Schule sind noch  bis 1870  deutlich erkennbar. Der Baumeister verhilft  dem   Klassizismus  zu   einer   unvermuteten Bedeutung. Schinkel  gelingt immer  wieder die  geniale Synthese  im  Kunstwerk,  reine  Gegensätze ausgewogen zusammenzufügen (Vorbild: griechische Tempel aus dem 6. und    5.     Jh.    v.    Chr.).    Vielfach    werden Antikendarstellungen   verwendet    (z.B.   griechische Götterstatuen).   Die    Erinnerung   an    das    alte Griechenland,  an   Vergangenes   soll   immer   wieder heraufbeschworen werden.
 

1) Die Königswache (Neue Wache)

Nach den  Befreiungskriegen gegen napoleonische Truppen ist ein  neues Wachtlokal  für die königliche Leibgarde Berlin  am östlichen  Ende der Linden zu entrichten. Die Königswache  - 1815/16 entworfen, 1817/18 errichtet -  ist   der  erste   Staatsbau  in  Preußen  nach  den Befreiungskriegen.

2) Das Schauspielhaus

Am   29.07.1817    brennt   das    Schauspielhaus    am Gendarmenmarkt  in  Berlin  ab.  Der  König  beauftragt Schinkel  zum  Wiederaufbau.  Planung,  Ausführung  und Vollendung   des    umfangreichen   Bauwerks   erfolgen innerhalb von  drei Jahren  (1818-21). Im  Mai 1821 ist die  Eröffnungsvorstellung   mit  Goethes   Prolog  und Iphigenie.

3) Das alte Museum

Es ist das größte und "preußischste" Bauwerk Schinkels. Schinkels Entwurf  setzt einen  anderen Bauplatz voraus als  es   zunächst   den   Vorstellungen   des   Königs entspricht, der einen Ausbau des alten Akademiegebäudes" Unter den  Linden zu einem "öffentlichem Museum (für die Kunstschätze  des  Königs  und  des  Staates)  wünscht.
Schinkel setzt  den Bau  des Museums auf dem Lustgarten gegenüber dem  königlichen Schloß durch. Bauzeit: 1824-28, Eröffnung: 1831.

4) Palais

Für die  Prinzen von  Preußen (August,  Albrecht, Karl) und  andere   Bauherrn  werden  Palais  errichtet.  Ihr Glanzstück ist  die  Innenarchitektur  (Verwendung  von Motiven aus  der  Antike  und  aus  der  mythologischen Dichtung).  Die  Palais  wurden  im  Zweiten  Weltkrieg größtenteils zerstört.
 
 

"Reine Landschaften lassen Sehnsucht und Unbefriedigung in der Seele zurück,- die antiken Statuen allein befriedigen, beruhigen ganz."

Karl Friedrich Schinkel
 
 
 

Literatur:

 


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